DEGIRO: Neuer Broker mischt oesterreichischen Markt auf
Vor einigen Wochen ist ein neuer Anbieter in den österreichischen Markt für Online-Brokerage gestartet. Es handelt sich dabei um den Ableger des niederländischen Anbieters DEGIRO.
DEGIRO hat seinen Unternehmenssitz in Amsterdam und bearbeitet von dort aus diverse Ländermärkte in Europa. Diese Tage ist DEGIRO auch in den hart umkämpften deutschen Markt eingestiegen.
DEGIRO wirbt mit absoluten Niedrigstpreisen, die für den Brokerage-Markt in Österreich bis dato unerreicht waren. Die Konditionen der bisherigen Preisführer direktanlage.at, brokerjet und Flatex.at basieren auf einem Staffelpreismodell. Je größer das Transaktionsvolumen, desto höher die Gebühren des Brokers.
Anders bei DEGIRO, hier handeln Kunden an der Börse Wien für 2 € pro Transaktion fix und 0,02 % variabel in Abhängigkeit vom Transaktionsvolumen. Für eine 5.000 Euro Order von Strabag-Aktien würden so gerade mal Gebühren in Höhe von 3 € anfallen. Der gleiche Preis gilt für den Aktienhandel an der deutschen Xetra.
Überzeugend auch die Preise für den Aktien-Handel in Übersee. An der NYSE und NASDAQ zahlen DEGIRO-Kunden gerade einmal einen Fixpreis von 0,50 € und einen variablen Preis von 0,004 USD je Aktie. Google-Aktien im Gegenwert von 5.000 USD führen so zu Transaktionskosten in Höhe von 0,51 € !
Wo Licht ist, ist naturgemäß aber auch Schatten. Degiro unterliegt zwar der Aufsicht der niederländischen Finanzaufsichtsbehörde, ist aber rechtlich keine Bank und gehört daher keinem Einlagensicherungsfonds an. Insofern greift hier bei den Kundeneinlagen nicht der bekannte europaweite Schutz in Höhe von 100.000 € pro Kunde noch die Anlegerentschädigung bis 20.000 €. Stattdessen legt DEGIRO die Kundeneinlagen in Geldmarktfonds an. Dafür stehen die Einlagen der Kunden nicht in der Bilanz von DEGIRO und damit kein Teil der Insolvenzmasse. Ob und wie schnell Kunden bei einer Schieflage jedoch an Ihr Geld kommen, wird nicht klar. Die Wertpaiere selbst werden bei externen Abwicklern verwahrt und fallen damit auch nicht in die Insolvenzmasse und sollten daher sicher sein.
Ein weitere Nachteil liegt im Umgang mit der österreichischen KESt und Kursgewinnsteuer. Ein automatischer Abzug erfolgt nicht. Das bedeutet, dass österreichische Kunden von DEGIRO selbst im Rahmen der Einkommenssteuererklärung ihre Transaktionen angeben müssen. Von Degiro gibt es aber zumindest eine detaillierte Aufstellung.
Tipp:
Vorsicht auch bei einem Depotübertrag. Hier erhebt DEGIRO eine eher unübliche Gebühr in Höhe von 25 € pro Wertpapierposten. Wer ein Depot bei DEGIRO eröffnet, sollte auf einen Depotübertrag lieber verzichten und dort neue Wertpapierbestände aufbauen.